walt
Administrator Beiträge: 283 Angemeldet: 8.1.2002 Status: Offline
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erstellt am: 30.1.2003 um 14:15 |
Vidocq von Pitof, Frankreich 2001
Erstaunlich wie eindrucksvoll manche digital gedrehte oder massiv bearbeitete Filme inzwischen sind. Habe gestern zum ersten mal Vidocq gesehen, und er hat mich glatt umgehauen. Kamerafahrten- und Einstellungen das einem schwindlig wird, Farben welche die morbide Atmosphäre fast schon körperlich spürbar machen und eine Geschichte die ausreichend tragfähig ist, um die Spannung bis zum Schluss aufrecht zu erhalten.
Vor allem finde ich interessant, dass gerade die so oft genannten Nachteile der Digitalkameras (beinahe unendliche Tiefenschärfe) hier kreativ genutzt werden.
Avalon von Mamoru Oshii, Japan/Polen 2001
Irgendwie hat er mich vom 'Design' her auch an Mamoru Oshii's Avalon erinnert. Oder den japanischen Horrorthriller St. John's Wort (Otogiriso), ebenfalls von 2001.
St. John's Wort von Ten Shimoyama, Japan 2001
Mal abgesehen von Delicatessen, welcher imo ja einer der ersten Filme mit diesem Schwerpunkt auf digitalen Design war, kennt ihr noch Filme die obigen ähnlich sind?
____________________ Das Recht auf ein gescheitertes Leben ist unanatastbar! (Amélie Poulain) |
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Jevermeister
Member Beiträge: 7 Angemeldet: 24.5.2002 Status: Offline
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erstellt am: 31.1.2003 um 11:27 |
Hi, die Ähnlichkeit von VIDOCQ und DELICATESSEN beruht v.a. auf der Arbeit Pitofs an beiden Projekten im Bereich Visual Effects.
Gemeinsamkeiten aufgrund der Kamera-Hardware ergeben sich eher zu Lucas' "Star Wars Episode II", der auch mit der Sony HDW-F900 abgedreht wurde. Allerdings fehlt Lucas letztendlich die künstlerische Vision.
Pitof hat bei VIDOCQ tatsächlich (fast) jedes Bild digital nachbearbeiten lassen. Auf der offiziellen Site (momentan leider down) zum Film stand IIRC der Spruch: "Shot in 3 months, post production in 3 years"!
Die spezielle Optik von Filmen á la Avalon und St. John's Wort (vielleicht auch Uzumaki) ist sicher nicht aufgrund der digitalen Grundlage entstanden, sondern basiert einfach auf einer netten Idee des Art Directors whatever...
Ähnliches gibt es auch aus deutschen Landen: Check mal Veit Helmers "Tuvalu" von 1999 an.
ThanXXX |
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IMMO
Posting Freak Beiträge: 45 Angemeldet: 17.3.2002 Status: Offline
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erstellt am: 3.2.2003 um 01:34 |
Ja, die bereits genannten Filme sind hinsichtlich ihrer Ästhetik wirklich schon beeindruckende und faszinierende Vetreter jüngerer Filmkunst. Vor allem zeigen sie, zu welchen Höhenflügen das digitale Filmemachen, befreit von Dogma-Puritanismus und Konsensfilm-Einheitsmuckelei, wirklich fähig ist. Film ist als Kunstform halt doch schon immer eine technikbegeisterte, geradezu technik-euphorische gewesen (weswegen mir MOULIN ROUGE, der diese Aufbruchsstimmung recht gut zu vermitteln wusste, so gut gefallen hat, aber das ist hier nicht Thema... ).
Als "ähnlicher Vertreter" fiele mir noch THE LADY AND THE DUKE von Eric Rohmer (Originaltitel gerade nicht parat) ein, sein bislang letzter Film. Relativ gemäßigt in der Inszenierung der Innenaufnahmen, spielt der Film in den Außenaufnahmen doch ziemlich schön mit den Möglichkeiten digitaler Bearbeitung. Angesiedelt in der Zeit kurz nach der französischen Revolution sind alle Außenszenen in Gemälden, die dem künstlerischen Stil dieser Zeit nachempfunden sind, eingebettet. Das heißt die Menschen bewegen sich in diesen Szenen in einer komplett gemalten Kunstwelt, ohne dass aber ein Bruch entsteht - die Bilder sind stellenweise sogar animiert und die Figuren sind perfekt in die Umgebung eingefügt. Zwar war der Film an sich unterm Strich eher weniger überzeugend - zu altbacken und selbstverliebt wurde das Sujet verhandelt - , ein ästhetischer Genuß war er jedoch allemal.
Cheers,
IMMO
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Jevermeister
Member Beiträge: 7 Angemeldet: 24.5.2002 Status: Offline
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erstellt am: 4.2.2003 um 12:21 |
quote: Als "ähnlicher Vertreter" fiele mir noch THE LADY AND THE DUKE von Eric Rohmer (Originaltitel gerade nicht parat) ein, sein bislang letzter Film. Relativ gemäßigt in der Inszenierung der Innenaufnahmen, spielt der Film in den Außenaufnahmen doch ziemlich schön mit den Möglichkeiten digitaler Bearbeitung. Angesiedelt in der Zeit kurz nach der französischen Revolution sind alle Außenszenen in Gemälden, die dem künstlerischen Stil dieser Zeit nachempfunden sind, eingebettet. Das heißt die Menschen bewegen sich in diesen Szenen in einer komplett gemalten Kunstwelt, ohne dass aber ein Bruch entsteht - die Bilder sind stellenweise sogar animiert und die Figuren sind perfekt in die Umgebung eingefügt. Zwar war der Film an sich unterm Strich eher weniger überzeugend - zu altbacken und selbstverliebt wurde das Sujet verhandelt - , ein ästhetischer Genuß war er jedoch allemal.
Da fällt mir noch Raoul Servais' TAXANDRIA ein. Erinnerte mich etwas an diese tschechischen Animations-Realfilme von Karel Zeman.
Kritik auch hier: altbackene Rahmenhandlung, schnarchige Umsetzung, aber was für's Auge...
ThanXXX |
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walt
Administrator Beiträge: 283 Angemeldet: 8.1.2002 Status: Offline
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erstellt am: 4.2.2003 um 13:22 |
quote: Da fällt mir noch Raoul Servais' TAXANDRIA ein.
Oh ja, der Trailer macht optisch wirklich was her.
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walt
Administrator Beiträge: 283 Angemeldet: 8.1.2002 Status: Offline
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erstellt am: 7.2.2003 um 23:05 |
Von Tobis gibt es momentan eine Kopie von Vidocq irgendwo in Deutschland (franz. mit dt. UT). Die Frage ist bloss wo...?
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