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Autor: Betreff: City of God

Administrator





Beiträge: 283
Angemeldet: 8.1.2002
Status: Offline

  erstellt am: 11.6.2003 um 16:52


Bravo, endlich jemand der ausdrückt, was falsch lief in diesem Film! Direkt nach dem ansehen damals verlies ich das Kino ratlos, den Kopf vollgepackt mit haufenweise stylischen Bildern, aber irgendwie fehlte da was. Was wollte mir der Regisseur damit sagen, was war seine Intention diesen Film zu machen, warum waren mir die dutzendweise geradezu ästhetisch gefilmten Leichenberge Jugendlicher schlichtweg egal?

War ich etwa durch übermässigen Filmkonsum bereits zu abgestumpft, die verzweifelt nach Aussage schreienden Bilder dieses Films wahrzunehmen, wo doch alle Welt so begeistert von der Eindringlichkeit der Bilder und der offenbar unmissverständlichen sozialkritischen Aussage des Films ist?

Beruhigt über meine Wahrnehmungssensibilität haben mich dann (lediglich) zwei Texte deutscher Autoren, denen es offenbar ähnlich erging wie mir. Der eine stammt von Ekkehard Knörer (jump-cut), der andere ist der hier vorgestellte von Urs Richter (filmzentrale). Den beiden sei an dieser Stelle ganz herzlich gedankt, habt ihr mir doch bestätigt, dass man einen allseits bejubelten Film durchaus auch noch unabhängig, sowohl emotional als auch rational und mit Einbeziehung seiner filmischen Erfahrung betrachten kann.

Ja, vielleicht spielt letzteres bei mir auch noch eine besondere Rolle, denn kurz vor City of God hatte ich hier in München die seltene Gelegenheit den kolumbianischen Film La virgen de los sicarios (Our Lady of the Assassins) von Barbet Schroeder zu sehen. Und obwohl, oder vielleicht auch weil, Schroeder hier eine ganz klassisch einfach gefilmte Geschichte erzählt, ist er umso nahegehender, dadurch auch erschütternd real. Ich möchte jedem, der sich für das Thema von City of God interessiert, diesen Film nahelegen.

Für mich ist er direkt vergleichbar, spielt er doch in einem ähnlichen Umfeld (statt den brasilianischen Favelas in den Slums von Medellin), erzählt ebenso von der kriminellen Jugend dort aus der Sicht eines Protagonisten (Buscapé in City of God, Alexis in Virgen) und der Tragik des ewigen Gewaltkreislaufs (Dialog in CoG: "Irgendwann wusste keiner mehr wann und warum das mit dem Morden angefangen hatte, wir machten einfach weiter", aus Virgen: "Ich werde viele Kinder haben, damit sie mich später einmal rächen können" erzählt ein vielleicht achtjähriger Fernando).

Noch etwas zum Schluss, ein Gedanke der sich die letzten Monate geformt hat, und mich sehr beunruhigt. City of God (Brasilien) und La virgen de los sicarios (Kolumbien) sehe ich inzwischen in einer Linie mit Filmen wie Battle Royale (Japan), Schpaaa (Norwegen) oder Spacked out (Hong Kong).

Warum? Weil sie alle, quer über den Erdball verteilt, vom Auseinanderdriften der Generationen erzählen; und zwar meist in einer äusserst heftigen Art. Dazu sind die Protagonisten in allen Filmen lediglich erst zwischen 8 und 15 Jahren alt, also quasi noch Kinder oder sehr junge Teenager. Sie erzählen auch, jeder auf eine andere Art, von der Unfähigkeit der Erwachsenen, ihre Jugend zu verstehen. Und dass dies scheinbar ein weltweites Phänomen zu sein scheint, beweist die immer identische Rahmenhandlung dieser Filme; irgendwie macht mir das Sorgen ...


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    Posting Freak



    Beiträge: 84
    Angemeldet: 29.1.2002
    Status: Offline

      erstellt am: 13.6.2003 um 11:29
    Erstmal sollte ich anmerken, das mir z.B. Our Lady of the Assassins nicht sonderlich gefallen hat, mit seinem schrecklichen Video look und einer ebenso "banalen" Geschichte, die zwar weniger Protagonisten hat als CITY OF GOD und dadurch straighter und tiefgründiger erscheint, letztendlich aber auch nur Klischees aneinanderreiht.
    Bei CITY OF GOD wird bemängelt, das Form über Inhalt steht und die "stylishen" Szenen so ähnlich schon in tausend anderen Filmen zu sehen waren. Dies kann ich nicht unbedingt bestätigen, mir fallen nur sehr wenige Filme ein, die solch einen radikalen look haben.
    Das einem das Gezeigte nicht nahe geht, liegt wohl manchmal auch am Betrachter, warum sollte z.B. die Szene, wo eines der Kinder wählen muss, wen es jetzt erschiesst, noch weiter ausgewälzt werden? ("Perverserweise bangt es einen mehr ums Huhn als um den jungen Mörder und seine Opfer. Über sie erfährt man schlicht und ergreifend nichts mehr." schreibt Urs Richter in seiner Kritik). Reicht es nicht, zu zeigen, das Gewalt vollkommen unmotiviert und ohne Vorgeschichte/Folgegeschichte passieren kann. Grade diese Szene finde ich so erschreckend, weil Sie zeigt, das in einer gewaltbereiten Gesellschaft niemand sicher ist, man nicht erst jemanden vergewaltigt haben muss, damit man durch Rache motivierte Gewalt fürchtet, sondern einfach zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein ausreicht. Die gezeigten Strassenkinder erscheinen austauschbar weil sie es sein sollen, weil sie täglich sterben, ohne Grund.
    Und der einzige Weg aus dem Ghetto ist ehrliche Arbeit, so banal und altbacken dieser tolle Spruch ist, den millionen von Eltern ihren Kindern mit auf den Weg geben, er stimmt.
    Es ist egal, ob Du ein respektierter (bzw. gefürchteter) Gangsterboss bist, ein "guter" Gangster, der eigentlich nur Party machen will und nur die reichen beklaut oder ein rechtschaffender Bürger, der sich aus Rache in den Dunstkreis der Gangster begibt, dessen eigentliches Ansinnen aber schnell in einem Strudel von Gewalt und Gegengewalt verschlungen wird.
    Es gibt keine korrekten Gangster und am Ende sind alle tot, also werdet Fotograf oder Busfahrer. Das klingt jetzt zwar blöd, ist aber des Pudels Kern.
    Der Film wurde auch sicher nicht für ein reiches weisses Publikum (und das sind wir) gedreht, das hier seine Lehre draus ziehen soll, sondern eben für die (jungen) Menschen, die unter den gezeigten Umständen leben müssen, und denen ist ein schnell geschnittener Gangsterfilm sicher lieber, als ein tiefsinniges Drama.

    [Editiert am 13/6/2003 von Rebenschere]

     
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    Administrator




    Beiträge: 283
    Angemeldet: 8.1.2002
    Status: Offline

      erstellt am: 15.6.2003 um 13:20
    quote:
    Erstmal sollte ich anmerken, das mir z.B. Our Lady of the Assassins nicht sonderlich gefallen hat, mit seinem schrecklichen Video look und einer ebenso "banalen" Geschichte, die zwar weniger Protagonisten hat als CITY OF GOD und dadurch straighter und tiefgründiger erscheint, letztendlich aber auch nur Klischees aneinanderreiht.
    hmm, sagen wir mal "Stereotypen", ja sicher, und letztendlich zeigt er u.a. auch die Konfrontation mit beliebiger, unkontrollierbarer, scheinbar unmotivierter extremer Gewalt, wie du das hier sehr treffend anmerkst:
    quote:
    Grade diese Szene finde ich so erschreckend, weil Sie zeigt, das in einer gewaltbereiten Gesellschaft niemand sicher ist[...] sondern einfach zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein ausreicht.
    aber
    quote:
    Reicht es nicht, zu zeigen, das Gewalt vollkommen unmotiviert und ohne Vorgeschichte/Folgegeschichte passieren kann.

    Manchen mag das sicher als (Kern-)Aussage für einen Film reichen. Ich denke aber, oder hoffe immer noch im Fall CITY OF GOD, dass unter dieser unmittelbar erkennbaren Aussage ja vielleicht doch noch mehr steckt. Lass ihn mir mal mit zwei Filmen vergleichen, weil diese bzgl. Gewaltdarstellung und Motivation ähnlich kontrovers diskutiert wurden: "Natural born killers" und "Man bites dog". Hier hat sich ja, nachdem sich der erste Trubel gelegt hatte, recht schnell herauskristallisiert, dass beide Filme für die meisten als rabenschwarze Mediensatire/kritik ganz gut funktioniert haben.

    Ich frage mich bei CITY OF GOD eben immer noch, wo sich ausser der von dir angesprochenen Aussage (die ich übrigens teile), die Message verbirgt? Mir reicht das alleine eben nicht.

    quote:
    Der Film wurde auch sicher nicht für ein reiches weisses Publikum (und das sind wir) gedreht, das hier seine Lehre draus ziehen soll, sondern eben für die (jungen) Menschen, die unter den gezeigten Umständen leben müssen, und denen ist ein schnell geschnittener Gangsterfilm sicher lieber, als ein tiefsinniges Drama.
    Hm, ich wäre mir da nicht so sicher:
    "In Sao Paulo und Rio de Janeiro wird der eigentlich tief bedrückende Streifen auch in den Kinos der Mittelschicht und Intelligentsia immer wieder von Lachsalven unterbrochen – für Feuilletonkritiker ein Hinweis auf die fortdauernde Indifferenz der Bessergestellten gegenüber dem Leben der Slumbewohner. „Die Mittelschicht lacht im Dunkel der Kinos, als ob der Film eine hyperrealistische Story über einen frei erfundenen Ort wäre, ohne jeglichen Bezug zu Brasilien“, schreibt Rio de Janeiros auflagenstärkste Qualitätszeitung „O Globo“."

    Quelle: Paolo Lins im Interview Berichte aus Brasilien
    Der Autor der Buchvorlage geht dort u.a. auch auf die erwartete Reaktion des Films im Ausland ein
    „Die brasilianische Gesellschaft wird sich für diesen Film schämen – und wenn einer im Ausland sagt, ich bin Brasilianer, wird er hören – ich habs gesehen, ein Scheißland. Und man wird ihn fragen – wußtest du davon?“
    Ich weiss nicht so recht, wem das nützen soll. Ja gut, liest man das ganze 'Interview', zeigt sich, dass es in Brasilien wohl darum geht, die Mittel/Oberschicht überhaupt mal aufzurütteln; ihnen zu zeigen was in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft so alles passiert. Insofern könnte man den Film lokal betrachtet als eine Art Druckmittel an die Regierung sehen, endlich mal an der Überwindung der sozialen Gräben zu arbeiten.

    Wäre da nicht dieses kleine, feine Detail: offenbar wurde der Film produziert unter finanzieller Mithilfe des brasilianischen Kulturministeriums. Die hatten damals wohl noch keine Ahnung, welches Ei sie sich damit gelegt haben (bezogen auf die oben geschilderten erwarteten Auslandsreaktionen). War es doch witzigerweise das selbe Ministerium, das sich im April 2oo2 furchtbar aufgeregt hatte, über diese Simpsons-Folge, in der Homer in Rio de Janeiro von einem Taxifahrer entführt wird; mit der Begründung, das würde der brasilianischen Tourismusbranche zu sehr schaden...

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    Beiträge: 84
    Angemeldet: 29.1.2002
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      erstellt am: 15.6.2003 um 15:02
    quote:
    Manchen mag das sicher als (Kern-)Aussage für einen Film reichen. Ich denke aber, oder hoffe immer noch im Fall CITY OF GOD, dass unter dieser unmittelbar erkennbaren Aussage ja vielleicht doch noch mehr steckt.


    Recht interessant finde ich z.B. auch die Darstellung der Polizei, die ja als korrupter und mit den Kriminellen zusammenarbeitender Haufen gezeichnet wird. Der Protagonist des Films hat das ja mitgekriegt, schweigt aber lieber darüber, als das ganze an die Grosse Glocke zu hängen - aus Angst. das Foto, das die Polizisten in Verhandlung mit dem noch lebenden Gang Boss zeigt, veröffentlicht er nicht.
    Der Film selbst hingegen hat keine Angst, diese Korruption anzusprechen.

     
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