F.LM - Texte zum Film [Filmzeitschrift]
F.LM - Texte zum Film


F.LM - Texte zum Film

Spannende Texte zum Film
von Ulrich Behrens

Filmzeitschriften gibt es ... na, ja, nicht gerade wie Sand am Meer, aber doch mehr als genug. Oder doch nicht? Einige Kulturwissenschaftler jedenfalls, darunter Stefan Höltgen, Dr. Sigrid Lange, Matthias Reitze, Isabell Otto und Nicole Maus, meinten wohl, es gebe noch Bedarf an einer weiteren und gaben jetzt die erste Nummer der Zeitschrift »F.LM – Texte zum Film« heraus. Auf 48 Seiten soll den Interessenten ein Zugang zum Film der Gegenwart vermittelt werden, der über »normale« Filmkritiken hinaus »den zeitgenössischen Film ab 1980 ins Zentrum« rücken will, durchaus unter Rückgriff auf filmhistorische und kulturelle Aspekte. Die Redaktion, die aus den o.g. Personen besteht, will »jungen Film- und Kulturwissenschaftlern [..] Raum für ihre jeweiligen Interpretationsangebote und Analysen zum Medium Film in allen seinen Erscheinungsformen« verschaffen (aus dem Editorial).

Das quadratische Format dieser neuen – und vielleicht neuartigen – Zeitschrift zum Film soll dabei nur äußeres Zeichen für eine »Marktlücke« sein. Worin könnte sie bestehen? Vielleicht – soweit ich die Beiträge der ersten Nummer der Zeitschrift verstanden habe – darin, dass man zum einen über den Tellerrand des Kinoalltags hinaus Tendenzen nachspürt. Das machen andere Kinozeitschriften wie epd Film etwa auch, doch schon die ersten Aufsätze der Nummer 1 der F.LM deuten an, wohin der Zug vielleicht fahren könnte: Film – Kultur – Gesellschaft wäre vielleicht zu allgemein formuliert. Film als historisches und kulturelles »Ereignis«, »Phänomen«, dem man nachspürt und nachspüren will, kommt der Sache vielleicht näher. Aber letztlich hängt wohl auch viel davon ab, wer sich an einem solchen Projekt künftig noch beteiligen wird.

So beschäftigt sich Arno Meteling in seinem Beitrag »Metamorphosen des Flaneurs« mit dem »einsamen Wolf, der der (künstlichen) Wildnis entkommen ist, und als wirklich letzter Flaneur ziellos durch die Straßen der Großstadt schleicht« (S. 11). Kurzum: Es geht um die Figuren im modernen Film der vergangenen Jahrzehnte, die als Detektive, Jäger, aber auch als Monster durch die Großstadt irren. Es geht um die Geheimnisse des städtischen Lebens im Film, ja oft um das Nicht-(Mehr-)Verstehen-Können von Welt und Stadt, das sich durchaus in den Kinofilmen immer wieder findet.

Heft 1 der »F.LM – Texte zum Film« beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit dem Thema »Stadt und Film« – auch Stefan Höltgen in seinem Beitrag »Afternoons in Utopia«. Er macht in den utopischen Stoffen der Kunst zwei Tendenzen sichtbar, zum einen die Widerspiegelung gegenwärtiger gesellschaftlicher Verhältnisse und ihre Überspitzung zur Fiktion, zum anderen die Projektion dieser Stoffe in potentielle künftige Gesellschaftszustände. Dadurch könnten sowohl erlösende, befreiende, aber oft eben auch ernüchternde Zustände entworfen werden, Zustände des Verfalls, des Niedergangs.

Nadine Schmidt beschäftigt sich in einem weiteren Beitrag mit dem Regisseur Jem Cohen und seinem immer wiederkehrenden Thema: die Stadt und der Blick des Fremden auf diese Stadt. Matthias Reitze schreibt zu Spike Lee und betitelt seinen interessanten Aufsatz »Der Boom des Ghettofilms im New Black Cinema der 80er un 90er Jahre«. Und Georg Joachim Schmitt befasst sich in seinem Beitrag mit dem dänischen Regisseur Nicolas Winding Refn und seiner Stellungnahme zum Thema Mediengewalt.

Ein Kurzbeitrag zu Klaus Kinski sowie Rezensionen bilden den Abschluss der ersten Nummer der neuen Zeitschrift, die in unregelmäßigen Abständen erscheinen soll.

Ich bin beeindruckt. Für die erste Nummer einer neuen Zeitschrift haben sich Redaktion und Autoren und Autorinnen wirklich erfolgreich ins Zeug gelegt. Die Qualität der Beiträge ist hoch, sie sind trotz ihres wissenschaftlichen Anspruchs verständlich geschrieben, und vor allem: Sie sind für Freaks des Kinofilms, der Filmkultur, die nicht nur ab und zu aus reinem Spaß ins Kino gehen, sondern sich mit dieser Kunstform intensiver beschäftigen wollen, mehr als interessant.

Es lohnt sich übrigens, F.LM auch online zu besuchen. Auch dort bemüht sich die Redaktion parallel zur Zeitschrift um den Aufbau eines etwas anderen Zugangs zur Filmkultur.

F.LM - Texte zum Film

Herausgeber: Stefan Höltgen, Ralf Leppin Gbr.
Verlag: Teiresias Verlag Köln, Kalscheurer Weg U 33, 50969 Köln, verlag@f-lm.de

Redaktionsanschrift: F.LM – Texte zum Film, c/o Stefan Höltgen, Postfach 91 22 32, 51093 Köln
redaktion@f-lm.de
Infos im Internet: www.f-lm.de
Einzelpreis: € 5,50 zzgl. Porto
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