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Angst essen Seele auf

Angst essen Seele aufDeutschland 1973
Regie: Rainer Werner Fassbinder


Der Filmtitel ist mittlerweile zum geflĂŒgelten Wort geworden, selbst der Duden „Zitate und AusprĂŒche“ listet den Satz als stehende Redewendung. Entstanden ist der Titel zufĂ€llig durch eine Äußerung El Hedi Ben Salems, damaliger (Lebensabschnitts)GefĂ€hrte Fassbinders und Hauptdarsteller des Films.

Inhalt
Die 60 jĂ€hrige deutschen Putzfrau Emmi (Brigitte Mira) lernt den 29 Jahre jĂŒngeren marokkanischen Gastarbeiter Salem (El Hedi ben Salem) in einem Lokal kennen. Die Einsamkeit beider fĂŒhrt sie zusammen; Emmi lebt das vereinsamte Leben einer in die Jahre gekommenen Witwe, Salem leidet unter der Isolation der AuslĂ€nder. Gegen die WiderstĂ€nde ihrer Umwelt beschließen beide zu heiraten, doch der soziale Druck wird immer grĂ¶ĂŸer: Emmi wird von Nachbarn geschnitten, von den Kolleginnen als Hure beschimpft, von ihrer Familie verstossen, erhĂ€lt vom KolonialwarenhĂ€ndler Ladenverbot. Und auch Salem erntet UnverstĂ€ndnis fĂŒr die Heirat mit einer Ă€lteren Frau.

Beide beschließen in den Urlaub zu fahren. Als sie wiederkommen, scheint sich die Umwelt mit den Beiden arrangiert zu haben: die Nachbarn sind froh ĂŒber einen „starken Mann im Haus“, die Kolleginnen der Putzkolonne nehmen Emmi wieder in ihren Kreis auf, und auch Emmis Sohn entschuldigt sich.

Doch was so oberflĂ€chlich als Fortschritt erscheint, ist nur eine neue Stufe der Diskriminierung: Emmis Kolleginnen der Putzkolonne haben in ihrer neuen jugoslawischen Vorarbeiterin ein neues Objekt der Diskriminierung entdeckt. Emmi wird nicht mehr als SĂŒndenbock gebraucht. Jetzt da der Ă€ußere soziale Druck auf Emmi und Salem schwindet und beide wieder in ihre angestammten Kreise zurĂŒckkehren, bröckelt auch die innere SolidaritĂ€t zwischen beiden.

Salem ist fĂŒr Emmi jetzt nicht mehr emotionales Subjekt, sondern ein Objekt, das gegenĂŒber den „eigenen“ Leuten eingesetzt wird: als Arbeitskraft im Haus, als das faszinierende Fremde und sexuelle Attraktion bei Kolleginnen und Familie. Salem reagiert und geht fremd. Die Konflikte zwischen alt und jung, zwischen InnlĂ€nder und ÄuslĂ€nder sind in die Beziehung der Beiden vollends hineingekrochen. Das Gelingen eines letzten Versöhnungsversuchs in der Kneipe, da wo alles begann, wird offengelassen.

Inszenierung
Fassbinder drehte den Film in seiner frĂŒhen Hauptschaffensperiode, in der er – nach seinen erfolgreichen Debuts in Theater und Film (Katzelmacher, HĂ€ndler der vier Jahreszeiten, Der amerikanische Soldat) – Sozialdrama/Kritisches VolksstĂŒck und hollywoodsches Melodram zu verbinden suchte. Neues Vorbild waren Douglas Sirks Filme wie All That Heaven Allows (1955), ein Melodram, das eine Ă€hnliche, ja parallele Konstellation wie Angst essen Seele auf aufweist. Fassbinder zitiert sogar Sirks Film in einigen Sequenzen.

Neu fĂŒr Fassbinder, das deutsche Autorenkino und auch fĂŒr fast das gesamte deutsche Kino der 70er Jahre war, dass hier zum ersten Mal ein sozialdramatischer Stoff gezielt dramaturgischen Wirkungsstrategien unterworfen wurde. Das, was spĂ€ter auch als Fassbinders „Wendung zum Publikum“ bezeichnet wurde, war nichts anderes als der Versuch, das Publikum ĂŒber Psychologisierungen, Personenbindungen, bewusste Wirkungsschnitte und Kameraeinstellungen emotional zu fĂŒhren.

Szenenbild

Das mag heute selbstverstĂ€ndlich sein, war es doch seinerzeit keineswegs: der Autorenfilm sah sich im Wesentlichen dem sachlich-distanzierten ErzĂ€hlstil verpflichtet, der formell dem Brechtschen epischen Verfremdungstheater entsprang und – im speziellen Falle Fassbinders - inhaltlich auf das Kritische VolksstĂŒck einer Marie Luise Fleißer Bezug nahm. Katzelmacher stand prototypisch fĂŒr diesen alten Stil: lange Plansequenzen, kaum Schnitte, karge Dialoge, kaum Beleuchtung, keine psychologische WĂ€rme - ein kalter und distanzierter Blick auf Welt und Subjekt.

In Angst essen Seele auf hĂ€lt Sirks Prinzip „Motion makes emotion“ langsam Einzug in Fassbinders Filme. SpĂ€ter sollte Fassbinder diese Vorstellung noch erweitern: „Was ich möchte, ist ein Hollywood-Kino, also ein Kino, das so wunderbar und allgemeinverstĂ€ndlich ist wie Hollywood, aber gleichzeitig nicht so verlogen“ (RWF, Werkschau Programm, Berlin 1992, S. 204). Kino sollte also formal wirkungsorientiert sein ohne die Verlogenheit einer konfliktfreien Welt.

Nach vielerorts geĂ€ußerter Kritik (die Filmbewertungsstelle in Wiesbaden zögerte 1973, „Angst“ das PrĂ€dikat „Wertvoll“ zu verleihen), der Film sei lediglich ein „modernes SozialmĂ€rchen“ oder „naives Sozialdrama“, welches der KomplexitĂ€t der sozialen RealitĂ€t nicht gerecht werde, verteidigte sich Fassbinder mit einem Kompromiss von Brecht und Hollywood. Der Zuschauer solle die Beziehungen der Personen selbst mit seiner eigenen RealitĂ€t auffĂŒllen, um selbst eine konkrete VerĂ€nderung herbeifĂŒhren zu können.

„Angst“ soll demnach keinesfalls als eine Art wahres RĂŒhrstĂŒck verstanden werden (das wĂ€re verlogenes Hollywood), sondern als eine Art Konkrete Utopie, die jedoch auch nicht lehrstĂŒckhaft unmittelbare Lehrinhalte feilbietet, sondern den Zuschauer zum Vergleich vom verfremdeter, typisierter Filmwelt und eigener Lebenswelt zwingt. So klagt der Film zwar an und versteht sich durch klassisch sich als „moralische Anstalt“, jedoch versteht es geschickt, die VorwĂŒrfe nicht an Personen/Charakteren oder an nebulösen VerhĂ€ltnissen kleben zu lassen, sondern an dem, was zwischen den Personen an Aktion und Dialog stattfindet.

„Angst“ ist nach wie vor ein hochaktueller Film, da die Konfliktlinien zwischen jung und alt, vertraut und fremd immer wieder aufs Neue anstehen.



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hinzugefügt: October 17th 2002
Autor: Wolfgang Melchior
Punkte:
zugehöriger Link: Internet Movie Database (IMDb)
Hits: 8429
Sprache: deu

  

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