Mr In-Between
UK 2oo1, Regie: Paul Sarossy
Jon (Andrew Howard) macht seine Arbeit hervorragend, sein Boss ist äusserst zufrieden, regelrecht begeistert von der Hingabe und Ausführung. Jon ist ein professioneller Killer, allerdings keiner, der irgendwelche Politiker auf offener Strasse erschiesst, sondern die Sorte, die sich Zeit nimmt für ihre Opfer, foltert und quält, manchmal Stundenlang. Dies tut er nicht, weil es ihm persönliche Befriedigung bringt, sondern weil er es so gut kann, weil er deshalb von seinem Auftraggeber respektiert wird, weil er Anerkennung und vielleicht sogar sowas wie (väterliche) Liebe entgegengebracht bekommt.
Freunde hat er keine, höchstens ein paar Saufkumpanen. Die Morde die er begeht verfolgen ihn in seinen (Tag-) Träumen, er betrinkt sich, nimmt Drogen, versucht zu vergessen. Er lebt nicht in der "normalen" Welt, sondern auf der dunklen Seite, der ehrlichen Seite, wo man sein eigener Herr ist, dem Übel der Welt in die Augen schaut und dazu steht, das man ein schlechter Mensch ist. Die Verlogenheit der sogenannten zivilisierten Gesellschaft, die Kriege und Hungersnot, Fremdenhass und soziale Ungerechtigkeit in Kauf nimmt und so tut, als ob alles in Ordnung wäre, ist schlimmer, als die Akzeptanz und Hingabe zum "Bösen".
So sagt es ihm zumindest sein Auftraggeber, der "Tattoed Man" (David Calder), der ihn wie einen Sohn behandelt, in einem verlassenen Fabrikgebäude residiert, gerne kocht, einen guten Wein zu schätzen weiss und sich an dem Leid anderer ergötzt.
Doch eines Tages trifft Jon einen alten Schulfreund wieder, der mittlerweile verheiratet ist (mit Jons damaliger Jugendliebe) und ein scheinbar geregeltes Leben führt. Jon bekommt Einblick in die "normale" Welt, entdeckt unterdrückte Gefühle und die Möglichkeit, aus seinem bisherigen Leben auszubrechen...
Was folgt, ist menschliches Drama erster Kajüte, sehr viel auswegsloser und düsterer kann ein Film eigentlich nicht sein, man gönnt den Protagonisten, das es irgendwie schon klappt, die Hollywood-Formel endlich zuschlägt und am Ende das Böse besiegt ist und die Guten heiraten. Doch es handelt es sich um einen englischen Film und der "Held" ist ja eigentlich ein grausamer Killer, also darf er die von ihm gewählte Strecke bis zur letzten Konsequenz gehen, die Erkenntnis, das ein neuer Anfang nicht möglich ist, manifestiert sich in einem Ende, das konsequenter nicht sein könnte.
Die formale Umsetzung des Films ist eher zurückhaltend, durchbrochen von ein paar experimentellen, flashigen Sequenzen. Triste Farben, hässliche Gebäude, England eben!
Auf vordergründige Action wurde grösstenteils verzichtet, die Gewalt findet meisst offscreen oder in kurzen Flashbacks statt. Die morbide, düstere Stimmung wird zwar ab und an von etwas zynischem Humor aufgelockert, wirklich zu lachen gibt´s aber nicht viel, der Film nimmt sich und seine Protagonisten ernst. Die Erzählweise ist eher gemächlich, aber selten wirklich langweilig, und auch wenn ich einige Längen beim Anschauen verspürte, war der restliche Teil des Films so intensiv und verstörend, das man zwischendurch auch mal etwas relaxen kann.
Was bleibt, ist ein unbequemer, düsterer Film, der Killer nicht als coole sonnenbrillentragende Helden zeigt, sondern als seelisch verkrüppelte Menschen, die die Fähigkeit zu lieben verloren haben.
PS: Hier gibt´s noch ein paar Reviews vom FFF, wobei ich persönlich Dominics Einschätzung des Films für sehr treffend halte.
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hinzugefügt: August 27th 2002 Autor: Bernd Rebscher Punkte: zugehöriger Link: Internet Movie Database (IMDb) Hits: 6090 Sprache: deu
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